Programm

Flyer mit Programmübersicht (.pdf)

Programmübersicht und -beschreibung

ab 9:00 Uhr

Anmeldung bei Kaffee & Tee

9:30 bis 9:45 Uhr

Begrüßung

9:45 bis 10:30 Uhr

Impulsvortrag und Diskussion

Prof. Dr. Monika Oberle (Foto: Planet Schule)

Prof. Dr. Monika Oberle, Goethe-Universität Frankfurt (Foto: Planet Schule)

Politische Bildung als Prävention? Zum Wertebezug Politischer Bildung in der Demokratie

folgt

10:30 bis 11:00 Uhr

Kaffeepause

11:00 bis 12:30 Uhr

Workshopphase

Workshop 1: Antisemitismus in der Schule – ein Reflexionsangebot

Tami Rickert (Bildungsstätte Anne Frank), Annette Lorenz (Ev. Akademie Frankfurt)

Seit dem 7. Oktober 2023 ist die Zahl antisemitischer Übergriffe massiv gestiegen. Antisemitische Einstellungen finden sich auch im Klassenzimmer, auf dem Pausenhof und im Lehrerzimmer wieder. Der Workshop eröffnet einen Austausch zu aktuellen Herausforderungen an Schulen und ermöglicht eine Auseinandersetzung mit dem Thema auf kollegialer Ebene. Kleine Inputs unterstützen bei der Grundsensibilisierung für die Perspektive betroffener Schüler:innen und bei der Entwicklung von pädagogischen Handlungsstrategien im Umgang mit herausfordernden Situationen.

Workshop 2: Antiziganismus – ein Thema für Schule und Unterricht

Alice Reitz, Ina Hammel (Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Hessen)

In der Fortbildung wollen wir uns dem Themenkomplex Antiziganismus annähern. Oftmals ist die spezifische Diskriminierung von Sinti und Roma und ihre Ausprägungsform weitgehend unbekannt. Lehrkräfte und Schüler:innen erkennen Antiziganismus im Alltag oft nicht und können ihm so nicht wirksam entgegentreten und Betroffene schützen. So kann Schule ein feindlicher Raum für Betroffene werden. Die Sensibilisierung für Antiziganismus kann helfen, ihn zu erkennen und frühzeitig gegen Diskriminierung in der Schule vorzugehen.

Zum anderen ist das Thema Sinti und Roma als Unterrichtsinhalt in der Schule bis heute weitgehend unterrepräsentiert. Schüler:innen lernen selten etwas über die 600-jährige Geschichte von Sinti und Roma im deutschsprachigen Raum, die kulturellen Beiträge der Minderheit oder den nationalsozialistischen Völkermord. Die Fortbildung ermöglicht, sich Fachwissen zum Thema anzueignen sowie Materialien zum Gebrauch im Unterricht kennenzulernen, um das Thema verstärkt im eigenen Unterricht einzubinden.

Der Workshop ist für Lehrkräfte jeder Schulform geeignet ab der 8. Klasse unterrichten. In interaktiven Methoden der politischen Bildung erarbeiten wir uns die Inhalte des Workshops gemeinsam. So können Teile des Workshops als Vorlage für den eigenen Unterricht erprobt werden.

Workshop 3: WortLOS! gegen (rechte) Parolen

Ronja Lindenberg (freiberufliche politische Bildnerin)

Flüchtlingskrise, Corona, Krieg in der Ukraine und in Nahost: Die Megakrisen der letzten Jahre haben nicht nur zu großer Verunsicherung innerhalb der Gesellschaft geführt, sondern auch dazu beigetragen, dass Diskussionen oft emotionaler geführt werden und Fronten sich verhärten.

Fast jede:r kennt das: In einer Diskussion fallen Aussagen, bei denen einem einfach die Worte fehlen. Das Argumentationstraining soll Raum für Austausch über eigene Erfahrungen ermöglichen und Strategien an die Hand geben, um aktiv gegen (rechte) Parolen im (Schul-)Alltag vorzugehen.

Im ersten Teil des Workshops befassen sich die Teilnehmenden mit theoretischem Grundwissen (Was sind Parolen? Wie entstehen sie? Was macht sie so besonders?). Anschließend haben sie die Möglichkeit, sich über Alltagserfahrungen und bereits angewendete Strategien und deren Effektivität auszutauschen. Mithilfe von Alltagssimulationen werden im zweiten Part des Trainings Strategien ausgetestet und eingeübt.

Das interaktive Training richtet sich an alle Interessierte, die gegen (rechte) Parolen im (Schul-) Alltag aktiv werden möchten.

Workshop 4: Fallanalysen: Zur Überwindung von Unsicherheit in der Auseinandersetzung mit antidemokratischen Positionen und Einstellungen

Stefan Breuer, Prof. Dr. Rico Behrens (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)

Schulen sind vermehrt Angriffen und antidemokratischen Tendenzen ausgesetzt. In einem Eingangsvortrag werden zunächst aktuelle Herausforderungen für das Demokratielernen in der Schule aufgezeigt sowie Denkanstöße zu den pädagogischen, rechtlichen, politischen und systemischen Ebenen, auf denen reaktives Handeln stattfinden kann, gegeben. In der sich anschließenden Workshopphase können die Teilnehmenden verschiedene, konkrete Handlungsmöglichkeiten als Lehrkraft und Schulgemeinschaft weiter diskutieren. Grundlage hierfür werden vorbereitete Fallbeispiele aus der Fallsammlung „Politische Bildung in reaktionären Zeiten“ sein, an denen eigene Erfahrungen, aber auch die Inhalte des Vortrages mit anderen Teilnehmer:innen diskutiert werden können.

Workshop 5: Von Coronawahn und Klimalüge – Verschwörungstheorien im Politikunterricht

Philipp Klingler, Maria Schneider, Fabian Welsch (Philipps-Universität Marburg)

Verschwörungstheorien sind nicht erst seit der Coronapandemie in der Gesellschaft weit verbreitet. Über Online-Plattformen und Chatgruppen geraten insbesondere junge Erwachsene mit diesen antisemitischen, rassistischen und demokratiefeindlichen Erzählungen in Kontakt. Im Workshop soll einerseits vermittelt und diskutiert werden, welche Verschwörungstheorien bekannt sind, welche Ursachen Verschwörungsglauben hat und was pädagogische „Gegenmaßnahmen“ sind. Dazu werden andererseits praktische Übungen durchgeführt sowie Materialien und Vorschläge für den Unterricht vorgestellt und erprobt.

Workshop 6: Demokratieförderung in der beruflichen Bildung am Beispiel „Umgang mit Verschwörungserzählungen“

Lenard Suermann (Mach‘ meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Rassismus e.V.)

Das Projekt „Kompetenznetzwerk Demokratieförderung in der beruflichen Bildung“, gefördert vom BMFSFJ, unterstützt Akteur:innen auf unterschiedlichen Ebenen und in mannigfaltiger Weise. Als eine von drei entwickelt die Fachstelle „Fachpersonal“ Konzepte, Handreichungen und unterstützende Formate für Ausbilder:innen und Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen.

Der Fachstelle liegt dabei das Konzept der „Demokratie als Lebensform“ zugrunde, demzufolge das demokratische Miteinander als ein stetiger, partizipativer Aushandlungsprozess gefasst wird. Als ‚andere Seite der Medaille‘ stehen diesem Prozess abwertende Haltungen und ausgrenzendes Verhalten gegenüber, die einer Partizipation aller im Wege stehen. Entsprechend zielt die Fachstelle auf die Stärkung der Haltung und der Handlungskompetenzen des Fachpersonals.
In diesem Workshop wird das Portfolio der Fachstelle vorgestellt. Exemplarisch werden zudem Elemente der Qualifizierungseinheiten zu „Demokratischen Werten“ sowie insbesondere zu „Verschwörungserzählungen“ interaktiv erprobt. Schließlich dient der Workshop auch dem Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden.

Die primäre Zielgruppe stellen Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen dar, willkommen sind zudem alle Interessierten.

Workshop 7: Politische Bildung als Schulprinzip – Chancen und Herausforderungen für Politiklehrer:innen

Dr. Bernt Gebauer (Gewaltprävention und Demokratielernen)

Der Bundesverband der DVPB stellt in seinem aktuellen Positionspapier „Demokratie braucht politische Bildung, keine Neutralität“ u. a. deutlich klar, dass „Politische Bildung als Schul- und Unterrichtsprinzip sowie als Schulfach selbst […] notwendig [ist] für die Stärkung der Demokratie und die Sicherung sowie Erweiterung demokratischer Verfahren heute und in der Zukunft.“ Dieser Workshop bietet allen Politiklehrerinnen und Politiklehrern Gelegenheit, sich mit den drei Praxisfeldern schulischer politischer Bildung (vgl. Henkenborg 2014: 212):

  • Dem eigenständigen Politikunterricht als unverzichtbarem Kern der politischen Bildung,
  • der Politischen Bildung als einem fächerübergreifenden Prinzip, sowie
  • der Schulkultur und Unterrichtskultur selbst

in ihren Zusammenhängen vertraut(er) zu machen, in den (Erfahrungs-)Austausch über diesbezügliche schulische Rollen und Verantwortungen zu gehen sowie ggf. individuelle oder gemeinsame Arbeits- und Kooperationsperspektiven zu entwickeln.

Literaturhinweise:
Gebauer, Bernt (2022): Der Referenzrahmen „Kompetenzen für eine demokratische Kultur“ – eine neue Sicht auf den Zusammenhang von Demokratiepädagogik und politikbezogenen Studienanteilen in der Lehrer(aus)bildung an Hochschulen? In: Bieling, Hans-Jürgen u.a. (Hrsg.), Politikwissenschaft trifft Politikdidaktik. Stand und Perspektiven der politikwissenschaftlichen Lehrerbildung, Wiesbaden, S. 169-181.

Henkenborg, Peter (2014): Politische Bildung als Schulprinzip. In: Sander, Wolfgang (Hrsg.), Handbuch Politische Bildung, Schwalbach/Ts, S. 212-221.

12:30 bis 13:30 Uhr

Mittagspause und Markt der Möglichkeiten

13:30 bis 15:00 Uhr

Fortsetzung der Workshops

15:00 bis 15:30 Uhr

Kaffeepause

15:30 bis 15:45 Uhr

Grußwort

Claus Müller (Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen)

15:45 bis 16:30 Uhr

Vortrag und Diskussion

Dr. Reiner Becker (Foto: Christian Wiersch)

Dr. Reiner Becker, Demokratiezentrum Hessen an der Philipps-Universität Marburg (Foto: Christian Griese)

Demokratie und Demokratiefeindlichkeit in Hessen

Wasserstandsmeldungen über den Zustand der Demokratie erfolgen seit einiger Zeit nahezu inflationär. Dabei sind die Erscheinungsformen des Rechtsextremismus und demokratiefeindlicher Tendenzen in Hessen (wie überall) auch räumlich ungleich verteilt. Zum einen existieren strukturelle Unterschiede zwischen urban-zentralen Gegenden auf der einen und ländlich-peripheren Gegenden auf der anderen Seite. Zum anderen hat jeder Ort seine eigene politische Kultur. Dabei können historische Entwicklungen ebenso einzahlen wie aktuelle (lokal-)politische Themen und aktuelle Kräfteverhältnissen. Demokratiefeindliche Positionen sind mancherorts „in der Mitte der Gesellschaft“ zu finden, während sie anderswo erfolgreich marginalisiert werden. Ein solcher Blick mit der Lupe lohnt sich, weil sich hieraus auch erst erfolgversprechende Maßnahmen der politischen Bildung ableiten lassen.

16:30 Uhr

Verabschiedung

ab 16:30 Uhr

Ausklang bei Kaffee, Tee & Kuchen auf dem Markt der Möglichkeiten

Informationen zu den Referent:innen

Dr. Reiner Becker leitet das Demokratiezentrum Hessen im Beratungsnetzwerk Hessen an der Philipps-Universität Marburg. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit Rechtsextremismus, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit in Hessen.

Prof. Dr. Rico Behrens hat die Professur für Politische Bildung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt inne. Er forscht und lehrt zu den Themen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus als Herausforderung für die politische Bildung sowie zum Demokratielernen. Als Supervisor und Moderator berät er Schulen und Bildungseinrichtungen.

Stefan Breuer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dresden und der KU Eichstätt-Ingolstadt. Zum Themenbereich Rechtsextremismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit koordinierte er langjährig das sächsische Modellprojekt „Starke Lehrer – Starke Schüler“ und begleitet heute evaluierend weitere Projektstandorte. Seine Themenschwerpunkte umfassen Demokratiebildung, Digitale Spiele und politische Bildung.

Dr. Bernt Gebauer leitet das Projekt „Gewaltprävention und Demokratielernen“ (GuD) des Hessischen Ministeriums für Kultus und Bildung und koordiniert für die Kultusministerkonferenz die Bildungsprogramme des Europarates im Themenfeld Demokratiebildung im Rahmen des Education Policy Advisors Network (EPAN). Er promovierte 2003 in Vergleichender Regierungslehre an der Universität Freiburg im Breisgau und besitzt langjährige Erfahrungen in der Lehreraus- und -fortbildung unter anderem an Hochschulen und am Studienseminar für Gymnasien in Heppenheim.

Ina Hammel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma mit dem Themenschwerpunkt Aufklärungsarbeit, Bildung und Vermittlung. Lehrt an der TU Darmstadt im Bereich Pädagogik zum Thema Antiziganismus.

Philipp Klingler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philipps-Universität Marburg und koordiniert in dieser Funktion das Modellprojekt „Starke Lehrer – starke Schüler (Hessen)“. Er forscht zu Demokratiebildung, Digitalität und Europabildung. Seit 2019 ist er Beisitzer im hessischen Landesverband der DVPB.

Ronja Lindenberg ist seit 2015 Freiberuflerin in der außerschulischen politischen Bildung. Sie hat Politikwissenschaften in Marburg studiert und widmete sich bereits während des Studiums dem Bereich der außerschulischen politischen Bildung. Im Zuge des Erstarkens (rechter) Parolen während der „Flüchtlingskrise“ entwickelte sie das Argumentationstraining „WortLOS!“, welches sie seitdem in der Jugend- und Erwachsenenbildung im schulischen und außerschulischen Kontext durchführt. Des Weiteren befasst sie sich vor allem mit den Themen: Rechtsextremismus, Diskriminierung, Migration und Flucht, Interkulturelles Lernen, Europa und Europäische Union sowie Nachhaltigkeit.

Annette Lorenz ist arbeitet in der politischen Bildungsarbeit zu den Themen religiöse Vielfalt, Rassismus und Antisemitismus, darunter in der Bildungsstätte Anne Frank. Seit 2020 koordiniert sie an der Evangelischen Akademie Frankfurt das Projekt „Alles Glaubenssache? Prävention und politische Bildung in einer Gesellschaft der Diversität“.

Prof. Dr. Monika Oberle hat die Professur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Didaktik der Sozialwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt inne. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen u. a. in der empirischen Lehr-Lern-Forschung, der politischen Europabildung und der Demokratiebildung.

Alice Reitz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma mit dem Themenschwerpunkt Aufklärungsarbeit, Bildung und Vermittlung. Politische Bildnerin in der historisch-politischen Bildungsarbeit.

Tami Rickert ist Bildungsreferentin und Leitung des Projekts „Antisemitismusprävention an hessischen Schulen“ an der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.

Maria Schneider ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philipps-Universität Marburg und koordiniert in dieser Funktion das Modellprojekt „Starke Lehrer – starke Schüler (Hessen)“. Sie forscht zu Religion, Politik und politischer Bildung sowie zu Kompetenzen in der politischen Bildung. Seit 2019 ist sie Beisitzerin im hessischen Landesverband der DVPB.

Lenard Suermann ist Bildungsreferent der Gelben Hand und Projektmitarbeiter bei der Fachstelle für das Fachpersonal im „Kompetenznetzwerk Demokratieförderung in der beruflichen Bildung“.

Fabian Welsch hat die Unterrichtsfächer Deutsch, Deutsch als Zweit-/Fremdsprache sowie Politik/Wirtschaft studiert und forscht derzeit zum Politikunterricht in der Beruflichen Bildung. Zuvor war er studentischer Mitarbeiter im Modellprojekt „Starke Lehrer – starke Schüler (Hessen)“.